Data Dump III: 10 weitere Karten, die dich staunend zurücklassen
Die Blaue Banane
Noch nie gehört? Wir auch nicht. Als Blaue Banane wird die dicht bevölkerte Zone im Herzen Europas bezeichnet, die von den britischen Industriezentren über die Benelux-Staaten, Westdeutschland und die Schweiz bis in die italienische Po-Ebene reicht. Hier leben rund 110 Millionen Menschen, also über ein Siebtel der Bevölkerung des europäischen Kontinents.
Die Bezeichnung geht auf den französischen Geografen Roger Brunet zurück, der Ende der 1980er-Jahre diese wirtschaftlich hoch entwickelte Achse Europas beschrieb. Entlang historischer Handelsrouten konzentrieren sich hier Bevölkerung, Industrie, Forschung und Verkehrsinfrastruktur. Die Blaue Banane steht damit für das wirtschaftliche Rückgrat Europas – zugleich aber auch für das Ungleichgewicht zwischen den dynamischen Zentren und den peripheren Regionen des Kontinents.
Als die Sahara grün war
Die Sahara war nicht immer eine staubtrockene Wüste aus Sand und Stein. Vor rund 6000 bis 12'000 Jahren, während der sogenannten «Afrikanischen Feuchtphase», war sie grün, blühend und reich an Wasser: Seen, Flüsse und Savannenlandschaften boten ideale Lebensbedingungen für Antilopen, Elefanten und Giraffen.
Erste Hinweise darauf, dass die heutige Sahara einst eine grüne Oase war, entdeckte der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth bereits um 1850. Auf prähistorischen Felsmalereien fand er Szenen, die Menschen beim Jagen, Schwimmen und mit Nutztieren zeigten – Zeugnisse eines Lebens in einer fruchtbaren Landschaft. Doch um 5000 v.Chr. begann sich das Klima erneut zu wandeln: Der regenbringende Monsun schwächte sich ab, die Region trocknete aus, und die Menschen zogen weiter – ins Nildelta und nach Mesopotamien, wo später die ersten Hochkulturen entstanden.
Ein Land voller Bäume
32 Prozent, also fast ein Drittel, der Schweizer Landesfläche sind von Wald bedeckt. Damit ein Wald als Wald zählt, muss er in der Schweiz gemäss dem Schweizerischen Landesforstinventar (LFI) eine Fläche von 625 m2 aufweisen. Aktuell gibt es in der Schweiz 75'309 Wälder.
Und Bäume? Hier wird es etwas kniffliger, schliesslich kann nicht jeder Baum einzeln erfasst werden. Feldarbeiter des LFI zählen deshalb lediglich die Bäume auf etwa 6600 Probeflächen in den Schweizer Wäldern. Aus den Resultaten wird schliesslich berechnet, dass in der Schweiz knapp 500 Millionen Bäume stehen.
Der Rückgang der deutschen Sprache
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die deutsche Sprache aufgrund der sogenannten Ostsiedlung deutscher Bauern, Handwerker und Kaufleute im Mittelalter weit über die heutigen Landesgrenzen von Deutschland, Österreich und der Schweiz hinaus verbreitet. Um 1910 wurde sie in weiten Teilen Mitteleuropas gesprochen – von Elsass-Lothringen über Böhmen und Schlesien bis ins Baltikum und in die damalige Donaumonarchie.
Heute, mehr als ein Jahrhundert später, ist das deutsche Sprachgebiet deutlich geschrumpft. Die Folgen der beiden Weltkriege sowie die damit verbundenen Grenzverschiebungen und Vertreibungen führten dazu, dass die meisten dieser einst deutschsprachigen Gebiete verloren gingen. Geblieben sind nur noch kleinere Sprachinseln – etwa in Südtirol, Belgien oder Rumänien.
Die Schweizer Jass-Grenze
Die Schweiz kennt nicht nur den Röstigraben, sondern auch den Jass-Graben. Dieser verläuft ungefähr entlang der sogenannten Brünig-Napf-Reuss-Linie. Westlich davon wird mit französischen Karten gespielt – also mit Herz, Schaufel, Kreuz und Ecke. Östlich davon – mit Ausnahme des Thurgau – dominieren die traditionellen deutschen Sujets mit Eichel, Schelle, Schilten und Rosen.
Der Jass-Graben soll auf die Zeit des 19. Jahrhunderts zurückgehen, als sich in der Schweiz regionale Kartendruckereien etablierten und die Hersteller jeweils ihre eigenen Muster verbreiteten. Die Kulturgrenze entlang der Brünig-Napf-Reuss-Linie entstand aber schon viel früher: Im Frühmittelalter trennte sie die Gebiete mit alemannischem und burgundischem Einfluss. Laut Historikern überlebte diese Grenze, weil der Oberlauf der Aare lange Zeit eine unüberwindbare Barriere darstellte.
So viele Küsschen gibt's zur Begrüssung
In vielen Ländern gehört ein Kuss auf die Wange zur alltäglichen Begrüssung. Doch wie oft man sich küsst, variiert von Region zu Region. Links, rechts, links: In der Schweiz sind drei Küsschen die Regel. In Spanien und Italien nur zwei, während in Teilen Russlands und des Nahen Ostens sogar vier oder mehr der Standard ist.
Die Karte verdeutlicht, wie unterschiedlich diese Geste der Nähe weltweit verstanden wird. Jede Kultur hat ihre eigenen, oft unausgesprochenen Regeln: Während in Mitteleuropa das Wangenküsschen meist nur zwischen Frau und Frau sowie Frau und Mann praktiziert wird, gehört es in Südeuropa auch zwischen Männern zum Alltag.
La Nouvelle-France
In den USA ist heute Englisch die Amtssprache. Das hätte aber durchaus anders kommen können. Im 17. und 18. Jahrhundert erstreckte sich Neu-Frankreich über weite Teile Nordamerikas – von Neufundland bis zum Golf von Mexiko, vom Sankt-Lorenz-Strom bis zu den Rocky Mountains. Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung kontrollierte Frankreich ein riesiges Territorium, das fast die halbe Fläche der heutigen Vereinigten Staaten umfasste. Handelsrouten, Missionsstationen und über 150 Forts bildeten ein Netz aus Außenposten, das Pelzhandel, Missionierung und militärische Kontrolle sichern sollte.
Doch der Traum von einem französischen Nordamerika endete abrupt. Nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) musste Frankreich im Frieden von Paris fast alle Besitzungen an Grossbritannien und Spanien abtreten. Viele Forts wurden aufgegeben, zerstört oder gingen in britischen Besitz über; nur wenige Siedlungen überlebten als französischsprachige Enklaven. Bis heute erinnern Städte wie Québec, Montréal, Détroit oder Saint-Louis an das untergegangene Neu-Frankreich.
Koloniale Schlachten ausserhalb Europas
Die obige Karte zeigt sämtliche bekannten kolonialen Schlachten ausserhalb Europas – und damit die Geschichte der imperialen Rivalitäten vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Besonders hoch ist die Schlachtendichte in Nordamerika und Indien: In Nordamerika kämpften Briten, Franzosen und teils auch Spanier um Territorien, Handelswege und Einfluss auf die indigenen Nationen. In Indien wiederum versuchten Grossbritannien, Portugal und Frankreich die Kontrolle über Handelsstützpunkte und Rohstoffe zu erhalten, wobei sich die britische Ostindienkompanie schrittweise durchsetzte.
Ganz anders das Bild in Afrika und Australien. In weiten Teilen des afrikanischen Kontinents dominierten bis ins 19. Jahrhundert Handelskontakte und lokale Allianzen, nicht offene Kolonialkriege. Erst mit dem «Scramble for Africa» nach 1880 kam es dort vermehrt zu militärischen Auseinandersetzungen. Australien wiederum wurde weitgehend unbestritten von den Briten kolonisiert, da keine europäischen Rivalen um den Kontinent kämpften und die indigene Bevölkerung zunächst kaum bewaffneten Widerstand leisten konnte.
Die Vereinigten Wasserscheiden-Staaten von Amerika
Die Staatsgrenzen in den USA orientierten sich bei der Expansion nach Westen oft an Längen- und Breitengeraden, weshalb sie häufig schnurgerade verlaufen. Die obige Karte zeigt die Vereinigten Staaten nach Wasserscheiden – so, wie sie der Geologe und Entdecker John Wesley Powell Ende des 19. Jahrhunderts vorgeschlagen hatte.
Anstatt willkürlicher Grenzen auf dem Reissbrett wollte Powell die Staaten nach den natürlichen Einzugsgebieten der Flüsse gliedern. Doch seine Vision blieb Utopie: Wirtschaftliche Interessen, Landverteilung und politische Machtspiele liessen keinen Raum für eine nachhaltige Neuordnung. Die Karte zeigt aber eindrücklich, wie die USA hätten aussehen können, wenn Umwelt und nicht Politik ihre Grenzen bestimmt hätten.
Die Grossschweiz mit 30 Kantonen
Auch die Schweiz hätte anders aussehen können, als sie es heute tut. Dann nämlich, wenn alle die Grossmächte den Beitritt Vorarlbergs zur Schweiz 1919 nicht verhindert hätten und wenn die Eidgenossen und Zugewandten Orte einige ihrer Territorien hätten behalten können, die sie einst kontrollierten.
In dieser Vorstellung wäre die Schweiz ein deutlich grösseres Alpenland: Statt 26 hätte sie plötzlich 30 Kantone. Hinzu kommen würden die Kantone Chablais südlich des Genfersees, Valtellina (die heutige italienische Provinz Sondrio), Vorarlberg und Liechtenstein, wobei das Fürstentum in seiner Geschichte nie eine engere Verbindung zur Schweiz hatte.
